KOMMENTAR · WAHLKAMPF: Ein gefasster Parteichef

Veröffentlicht am 15.09.2009 in Wahlen

HELGE THIELE, Neue Württembergische Zeitung

Der souveräne Auftritt von SPD-Chef Franz Müntefering in Uhingen wenige Stunden nach seiner Notlandung in Stuttgart täuscht ein wenig darüber hinweg, dass sich die Prioritäten gestern zumindest für einige Momente verschoben haben. Fernsehkameras verfolgten Müntefering auf seinem Weg ins Uditorium und nach der Veranstaltung zurück ins Freie. Die Politik stand bei den Interviews hinten an, der SPD-Chef beantwortete geduldig die Fragen zu seiner Bruchlandung. Müntefering, der eben noch über Bildung und Arbeitsplätze gesprochen hatte, nahm die Gelegenheit wahr, dem Flugkapitän und der gesamten Besatzung der Unglücksmaschine für die Lebensrettung der Passagiere zu danken. Das macht sich gut im Wahlkampf, mag man im ersten Augenblick denken - spürt aber sofort: Müntefering ist anders. Er meint es ernst, wenn er von der Nachdenklichkeit erzählt, die ihn vor der gefährlichen Landung auf dem Schaumteppich befallen hat. Wenn er fast verlegen reagiert, als er gefragt wird, wie es ihm gelungen sei, sich sofort wieder auf den Wahlkampf zu konzentrieren.

Mit seiner rhetorisch guten, aber doch überraschend ruhigen Rede in Uhingen hob sich Müntefering wohltuend ab von all jenen, die auswendig gelernte Wahlkampfparolen in die Mikrofone brüllen. Seine Gefasstheit und Besonnenheit haben Müntefering gestern noch menschlicher gemacht, als er - unabhängig von seinem Parteibuch - ohnehin auf seine Zuhörer wirkt.

 

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