Binder redet nicht vom Bundestag

Veröffentlicht am 24.04.2007 in Presseecho

PARTEIEN / Neuer SPD-Kreischef will das Gespräch mit enttäuschten Genossen suchen

Sascha Binder will den Kontakt zu den Gewerkschaften wiederherstellen. Doch zunächst muss der 24-Jährige, der zum neuenSPD-Kreischef gewählt wurde, die Gräben zuschütten, die durch seinen Sieg entstanden sind. Eine "tiefe Spaltung" kann Binder aber nicht erkennen.

HELGE THIELE, NWZ

KREIS GÖPPINGEN. Sascha Binder ist nicht nur einer der jüngsten Vorsitzenden, den die SPD im Kreis je hatte. Er wird wohl auch für lange Zeit der einzige bleiben, der unmittelbar nach Bekanntgabe seines Sieges die erste Niederlage als Kreischef einstecken musste. Binder hatte bei der
Kreisdelegiertenkonferenz in Uhingen per Geschäftsordnungsantrag eine
kurze Pause gefordert, die er nutzen wollte, um die bisherigen Beisitzer
im Vorstand zur Weiterarbeit zu ermutigen. Der Antrag fiel durch, die
Wahlen wurden ohne Pause fortgesetzt.

Keine schwere Schlappe, aber ein erster Nadelstich für den ehrgeizigen
Aufsteiger aus Geislingen. Bei seinen Gegnern saß der Frust tief, dass es
ein 24-jähriger Student geschafft hatte, die amtierende Kreisvorsitzende
Heide Kottmann (52) zu stürzen. Binder, der als frisch gebackener
Kreischef am Sonntag bei der Gedenkfeier für den verstorbenen
SPD-Bundestagsabgeordneten Heinz Rapp sofort ins kalte Wasser geworfen wurde, kann seinen Erfolg erst seit gestern richtig genießen und sich von der Aufregung erholen. "Ich hatte vor der Wahl Lampenfieber", bekennt Binder, der in Tübingen Jura im achten Semester studiert und in einem Jahr sein Erstes Staatsexamen ablegen will.

Angemerkt hat man dem Herausforderer seine Nervosität am Freitag nicht. Seine kämpferische Bewerbungsrede trug Binder frei vor, das Manuskript hatte er nur dabei, weil ihm ein prominenter Unterstützer dazu geraten
hatte. In den kommenden Wochen will der 24-Jährige auf enttäuschte
Genossen zugehen, um sie für die Zusammenarbeit wiederzugewinnen, eine
"tiefe Spaltung" der Kreis-SPD sieht Binder aber nicht. Der Youngster, der
2002 in die SPD eintrat - beeindruckt von Gerhard Schröders Nein zum
Irak-Krieg - will auf mehreren Parteibaustellen ackern: Er möchte den
Kontakt mit den Gewerkschaften wiederherstellen, die organisatorische und
politische Arbeit im Kreisverband verknüpfen und das Wahljahr 2009 gut
vorbereiten. Binder redet nur von der Kommunalwahl. Diese sei für die SPD
die wichtigste, da sie das Fundament für weitere Erfolge darstelle. 2009
steht auch die Bundestagswahl an, Binder werden heftige Ambitionen
nachgesagt, zu kandidieren. Fragen dazu beantwortet der neue
Kreisvorsitzende aber lieber nicht. Noch mehr Gräben kann Binder jetzt
nicht gebrauchen.

 

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