Schwaben schwebten auf Berliner Wolke

Veröffentlicht am 05.11.2010 in Kreisverband

PETER ZAJONTZ, Geislinger Zeitung

Kreis Göppingen. "Janz Bärlin war eene Wolke", auf der jüngst gut 30 Politikinteressierte aus dem Kreis Göppingen schwebten. Vier Tage schnupperten sie europäische Geschichte und ein wenig an der Macht - auf Einladung von der SPD-Abgeordneten Karin Roth und Peter Hofelich. Neben einer Stippvisite bei der Plenarsitzung zur "Situation von Ausländern und Migranten in der Bundesrepublik" war für die Schwaben die Besichtigung der gigantischen Glaskuppel über dem Reichstag. Im benachbarten, nach dem sozialdemokratischen Nazi-Gegner Paul-Löbe benannten Haus, wurden sie von der Betreuungsabgeordneten für den Kreis Göppingen, Karin Roth, zur ersten Diskussion, auch über Stuttgart 21, in Empfang genommen. Sie referierte über ihre Arbeit in der Entwicklungs-Politik. Ein Besuch im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit ergab nicht viel Neues. Wogegen die Teilnahme am "Morgenmagazin" im ZDF-Hauptstadtstudio allen interessante Einblicke in die Produktion von Live-Sendungen und den meisten den ersten bundesweiten TV-Auftritt brachte.

Überall, wohin der geschichtskundige Reiseführer Ralf Eden die Busgruppe dirigierte, schwebte ein Hauch großer historischer Ereignisse: von Zeugen der Stadtentwicklung unter Kurfürst Friedrich Wilhelm über den Zusammenschluss von Dörfern und Spree-Siedlungen unter König Friedrich zur Residenz-und Garnisonsstadt und dem Entstehen eines wichtigen Handels- und Industrieplatzes bis zur Nazizeit, an deren Ende, im Zweiten Weltkrieg, die Hauptstadt in Schutt und Asche sank.

Die Besucher querten täglich die Demarkationslinie, Doppelpflasterreihen sind vom "sozialistischen Mauer-Schutzwall" der DDR übrig geblieben. Gänsehaut pur an der Bornholmer Straße, in der die Gäste durch ein Baustahlgitter einer Restmauer auf den früheren Todesstreifen blicken konnten. Stummes Verharren und Erschaudern am Holocaust-Mahnmal, bei Besuchen der Gedenkstätten Plötzensee und Deutscher Widerstand. SPD-Chef Willy Brandt hatte viele Reden gegen das Vergessen der Nazi-Verbrechen gehalten. Seiner Stiftung war zum Abschluss der Informationsreise eine Führung in einer Ausstellung Unter den Linden zur Geschichte der Bundesrepublik und des Alltags ihrer Bürger gewidmet.

Auf der Rückfahrt musste der ICE in Hildesheim einen 50-minütigen Zwangsstopp einlegen. Erst nach dem "Rausschmiss" von 100 Fahrgästen aus den völlig überladenen Waggons fuhr der Zug weiter. Angesichts dieser Aktion entbrannte unter den Kommunalpolitikern die Diskussion um Sinn oder Unsinn von Stuttgart 21.

 

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