Gemeinschaftsschule in Ebersbach

Vorwort

Als Sozialdemokraten gehen wir davon aus, dass in einer gerechten und demokratischen Gesellschaft Chancengleichheit bei der Bildung für die Persönlichkeitsentwicklung eines jeden Menschen unersetzlich ist.

Die Teilhabe an solcher Chancengleichheit wird im dreigliedrigen Bildungssystem nicht gewährleistet. Der problematische Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg muss aufgehoben werden. Darum setzen wir uns dafür ein, dass
Kinder und Jugendliche nach ihren individuellen Begabungen gefördert und bestehende Ausgrenzungen aufgehoben werden
Bildung zielt neben der individuellen Lebensperspektive und den beruflichen Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe jedes Einzelnen. Deshalb gehört dazu die Förderung von
Gemeinschaft und Solidarität in unserem demokratischen Wertesystem.

Für die wirtschaftliche u. demografische Entwicklung in unserem Land ist es unabdingbar notwendig, dass aus künftig geburtenschwachen Jahrgängen möglichst viele Schüler und Schülerinnen die best mögliche Förderung und Chancengleichheit erhalten. Die Verwirklichung dieser Aufgaben kann in der Gemeinschaftsschule am ehesten geleistet werden.

Pädagogisches Konzept

Langes gemeinsames Lernen bei individueller Förderung ist das Grundprinzip der Gemeinschaftsschule. Die Heterogenität der Schüler u. Schülerinnen, also ihre unterschiedlichen Fähigkeiten
und Interessen, sind Ausgangspunkt allen pädagogischen Handelns.
Darum unterrichten Lehrer und Lehrerinnen aller Schularten an der Gemeinschaftsschule. Individualisiertes Lernniveau und Lerntempo fördern den Einzelnen in seinen Schwächen und Stärken.
Offene Unterrichtsformen begleiten die Schüler u. Schülerinnen auf ihrem Weg zu eigenverantwortlichen und selbst gesteuerten Lernprozessen. Wissensvertiefung, Teamfähigkeit und soziales Lernen wird gefördert durch das Arbeiten in Gruppen (peerlearning), bei dem die Stärkeren den Schwächeren helfen.
Leistungsunterschiede und Behinderungen haben keine Ausgrenzung zur Folge.Inklusion muss als Chance und Bereicherung verstanden werden.

Die Gemeinschaftsschule ist gebundene Ganztagsschule ( z.B. 3 oder 4 Tage) und bietet rhythmisierte Lernzeiten über den Schultag an. Dabei setzt die Gemeinschaftsschule auf vielfältige Kooperation mit Vereinen, Jugend u. Sozialeinrichtungen, Musikschule, Kirchen, Betrieben u. anderen Organisationen.
Um dieses Konzept umsetzen zu können werden den Gemeinschaftsschulen mehr Ressourcen ( z.B.Lehrerstunden/ andere Pädagogische Mitarbeiter) zur Verfügung gestellt.

Erziehungspartnerschaft Eltern und Schule

Die Gemeinschaftsschule stärkt die Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Schule. Die Leistungen der Kinder und Jugendlichen werden durch differenzierte Rückmeldungen
an die Eltern transparent. So kann der individuelle Leistungsstand beurteilt und Maßnahmen zur individuellen Förderung des Kindes mitbedacht werden, d.h. Eltern und Lehrkräfte verständigen sich nicht nur über den Leistungsstand
sondern treffen auch Absprachen über sinnvolle Begleitung der Kinder /Jugendlichen in Schule und Elternhaus.
Auf Wunsch der Eltern können zum Leistungsniveau Noten/ Notentendenzen genannt werden. In den Abschlussklassen und bei Schulwechsel gibt es auf jeden Fall Noten.

Die Gemeinschaftsschule ist Ganztagesschule und bietet dadurch den Eltern einen geregelten, verlässlichen Schulalltag ihrer Kinder. Da Hausaufgaben zur Wiederholung und Wissensfestigung in der Schule erarbeitet werden, ist die Gemeinschaftsschule eine hausaufgabenfreie Schule.
Sie bietet dadurch vielen Familien Entlastung und lässt genügend Zeit für familiäres Miteinander und außerschulische Aktivitäten.

Lehrerinnen und Lehrer

Die Mitglieder des Ortsvereins Ebersbach der SPD bringen Lehrern und
Lehrerinnen Wertschätzung für ihre pädagogische Arbeit an Kindern und
Jugendlichen entgegen.
Wir wissen, dass die Arbeit in der Gemeinschaftsschule durch die Neuausrichtung
der Pädagogik, durch die Vielfalt der Lernprozesse im Umgang mit
heterogenen Lerngruppen, durch die Umgestaltung der Lehrerrolle
zum Lernbegleiter u.a. ein hohes persönliches Engagement erfordert. Wir wissen aber auch, dass ohne diese Bereitschaft die Entwicklung und Umsetzung der konzeptionellen Ansätze der Gemeinschaftsschule nicht gelingen kann.
Wir fordern darum von der Landesregierung umfassende unterstützende Fortbildungsangebote für die Lehrenden und eine veränderte, neu ausgerichtete Lehrerausbildung.

Entwicklungsstand und Fortschreibung in Ebersbach

Durch viele Veranstaltungen von verschiedenen Seiten ist das Thema Gemeinschaftsschule in Ebersbach in der Diskussion.
In den Informationsveranstaltungen zur gebundenen Gemeinschaftsschule( Ganztagsschule) haben sich bei Abstimmungen die Mehrheit der anwesenden Eltern für die Ganztagsschule ausgesprochen.
Wir gehen in Ebersbach zunächst von einer Zweigliedrigkeit unserer Schulen für die Zukunft aus: Die bisherige Hauptschule/ Werkrealschule und Realschule verbinden sich in einem gemeinschaftlich erstellten pädagogischen Konzept zur Gemeinschaftsschule. Das Gymnasium bleibt vorerst in seiner bisherigen Form bestehen, bietet aber enge Kooperationen mit der Gemeinschaftsschule an, um bessere Übergänge zu ermöglichen.
Die Werkrealschule an der Hardtschule hat ein pädagogisches Konzept für ihre Vision der Gemeinschaftsschule erstellt und in den entsprechenden Gremien beschlossen. Die Realschule hat bisher noch keinen Beschluss zur Gemeinschaftsschule gefasst.
Die Entwicklung eines eigenen Konzeptes und die Zusammenführung der pädagogischen Ansätze beider Schulen braucht Zeit.
Soll in Ebersbach zum Schuljahr 2014/15 eine gebundene Gemeinschaftsschule entstehen, so muss bis zum 1. 10. 2013 ein Antrag durch die Gemeinde an das Kultusministerium gestellt werden. Möglich ist aber ein solcher Antrag auch erst für das Schuljahr 2015/16.
Wenn ein gemeinsames Konzept beider Schulen und die mehrheitlichen Beschlussfassungen zur Gemeinschaftsschule vorliegen, kann der Gemeinderat einen Beschluss fassen und den Antrag zur Errichtung einer Gemeinschaftsschule stellen.

Risiken des Nichthandelns

Wird das nicht umgesetzt, wird die Stadt Ebersbach mit ihren Schulen die Risiken des Nichthandelns tragen müssen.
Dazu gehört, dass die Stadt die Schülerströme nicht mehr lenken kann und Schüler und Schülerinnen z.B. aus Bünzwangen oder Roßwälden in Gemeinschaftsschulen nach Schlierbach oder Albershausen abwandern.
Mit den in den nächsten Jahren sinkenden Schülerzahlen sind dann alle drei bisherigen Schularten in Ebersbach nicht mehr gesichert und auch nicht die entsprechenden Schulabschlüsse.
Weitere Schüler und Schülerinnen würden in andere Orte abwandern.
Das bedeutet für die Attraktivität der Stadt Ebersbach und die Entwicklung ihrer Einwohnerzahl möglicherweise große Nachteile.