Nachruf Dieter Riegel

Veröffentlicht am 19.02.2019 in Kreisverband

Der SPD-Kreisverband trauert um seinen ehemaligen Stadt- und Kreisrat Dieter Riegel. Wir verlieren mit ihm einen engagierten Sozialdemokraten der sich mit seinem Wirken und Einsatz für unseren Landkreis weit über unsere Partei hinaus Anerkennung verdient hat. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.

Am 20. Oktober 1968 wurde Dieter Riegel in den Gemeinderat gewählt. Ins Amt eingesetzt werden sollte er jedoch erst im Februar 1969 nach den Haushaltsberatungen für dieses Jahr. Dagegen wehrte sich der junge Stadtrat mit Erfolg. Er und seine neu gewählten Kolleginnen und Kollegen wollten den Haushalt für 1969, die Grundlage der Kommunalpolitik, mitbestimmen. Das ganze bis dahin ausgeübte Verfahren bei den Haushaltsberatungen erschien Dieter Riegel nicht transparent, für die Bürger nicht verfolgbar. Deshalb schrieb Dieter Riegel einen öffentlichen Brief und drohte mit der Kommunalaufsicht. Nur eine Woche nach dem Gang an die Öffentlichkeit wurde dann der neugewählte Gemeinderat eingesetzt. „Noch ehe er überhaupt in den Göppinger Gemeinderat eingezogen ist, hat der neu gewählte Göppinger Stadtrat Dieter Riegel einen ersten kommunalpolitischen Erfolg errungen“, lautete der Eröffnungssatz des in der gesamten Landespresse verbreiteten Artikels der NWZ.

„Natürlich war es ein Vorteil, damals den Namen Riegel zu tragen“, gesteht 2012 der Sohn des legendären Politikers Karl Riegel ein, aber er habe sich auch ein eigenes Profil erarbeitet. Als Jugendsprecher bei Märklin und aktiver Juso und Genosse habe er sich ins öffentliche Leben der Stadt eingebracht.

So richtig wohl war es dem Jungstadtrat am Einsetzungstag dann doch nicht. Die SPD-Kollegen waren über sein Vorpreschen nicht sehr glücklich und manch altgedienter Stadtrat stand ihm kritisch gegenüber. OB Dr. König hatte mit SPD-Fraktionschef Karl Frasch vereinbart, dass weder dieser noch Dieter Riegel zum Vorgang Ausführungen machen würden. Als dann OB König bei der Nachsitzung im „Goldenen Rad“ neben Dieter Riegel Platz nahm und ihm per Handschlag gute Zusammenarbeit zum Wohl der Stadt anbot, war auch der neue Stadtrat froh, dass der Vorgang ein versöhnliches Ende fand.

OB Dr. König war im Umgang mit Dieter Riegel vorsichtig. In der SPD-Fraktion wurde er durch den Vorsitzenden Karl Frasch gut aufgenommen. Er hatte mit ihm schon bei der Volksbühne Göppingen e. V. zusammengearbeitet. Nach drei Jahren wurde Dieter Riegel stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Mit der Kreistagswahl 1973 zog Dieter Riegel auch in den Kreistag ein und wurde in direkter Nachfolge seines Vaters zum Vorsitzenden der 21-köpfigen SPD-Fraktion gewählt. Als er 1974 aus dem Gemeinderat ausschied, hatte er zusammen mit den Kollegen Josef Schiller (CDU) und Hermann Heckeler (FDP) die neue Ära in der Verwaltungsspitze der Stadt mit OB und drei neuen Bürgermeistern vorbereitet.

Nach Meinung von Dieter Riegel kann man Stadt- und Kreispolitik nicht trennen. Im Kreistag setzte er sich voll und ganz für den Bau der Klinik am Eichert ein, betrieb die Übernahme der Abfallentsorgung durch den Landkreis, die Übernahme des Berufsschul- und Behindertenschulwesens als Kreisaufgabe und die Einführung der kommunalen Wirtschaftsförderung. Stets suchte er Bündnispartner in der Sache. Mit der Fertigstellung, dem Bezug und der Übergabe der Klinik am Eichert 1979 sah er seine politische Mission (und die seines Vaters) zum Ende der Wahlperiode erfüllt. Er zog sich aus der Stadtpolitik zurück, um wieder berufliche Interessen zu forcieren und sich auf die Aufgabe des Geschäftsführers in einem renommierten Freizeitmobil-Unternehmen konzentrieren zu können.

Quelle: Dr. Wolfgang Rapp

 

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