JUGENDHILFE / Schwere Kindesmisshandlungen passieren trotz aller Vorsorgemaßnahmen

Veröffentlicht am 20.12.2007 in Kreistagsfraktion

Neue Sensibilität beim Kinderschutz

Sozialdezernent: Schutz von Kindern bleibt eine dominierende Aufgabe

Eine Mutter, die ihre fünf Kinder tötet; ein Vater, der seinen Sohn schwer misshandelt; junge Eltern, die ihr Kind verhungern lassen - die Schreckensmeldungen lassen aufhorchen. Über das Thema wurde jetzt auch im Jugendhilfeausschuss des Kreises diskutiert.

KARL-HEINZ STROHMAIER, NWZ

KREIS GÖPPINGEN Die dramatischen Fälle von schweren Kindesmisshandlungen in den letzten Wochen in Deutschland waren jetzt auch Thema im Jugendhilfeausschuss. Kann das auch im Kreis Göppingen passieren? Sozialdezernent Hans-Peter Gramlich: "Trotz aller Anstrengungen bleiben auch bei uns immer Restrisiken, die man nicht unterschätzen darf." Die gesteigerte Sensibilität der Bevölkerung spüre das Jugendamt deutlich an Hinweisen und Meldungen - innerhalb weniger Monate so viel, wie sonst das ganze Jahr über. Zum Teil seien die besorgten Anrufe und Schreiben unbegründet, aber nicht selten träfen seine Mitarbeiter auf Situationen, in denen sofort gehandelt werden müsse.

Dennoch, so meinte Friederike Kapphan (SPD), müsse man die Arbeit des Jugendamtes kritisch begleiten: Es passe nicht zusammen, bei steigenden Indikatoren Kosten einzusparen. Eine Äußerung, die Landrat Franz Weber auf den Plan rief: "Sie ignorieren die qualifizierte Arbeit des allgemeinen sozialen Dienstes. Es war ein Stück weit Glück, dass es solche Fälle im Kreis Göppingen nicht gab, aber das ist auch ein Ergebnis der Arbeit des Jugendamts." Zu Hilfe eilte der SPD-Sprecherin allerdings Roy Hummel von der Caritas, der Kapphans Äußerung keinesfalls "als Angriff auf das Jugendamt" verstanden wissen wollte, was die Kreisrätin bestätigte.

Hans Wimmer (CDU) äußerte die Meinung, "dass niemand dagegen gefeit ist, dass so etwas nicht auch bei uns passiert". Ulrike Haas (Bündnisgrüne) verwies auf das Spannungsfeld zwischen Hilfe und Kontrolle, in dem die Fachkräfte des sozialen Dienstes zunehmend unter Druck stünden.

Hansjörg Wohlrab (Arbeiterwohlfahrt) stellt beim Kinderschutz inzwischen eine neuen Sensibilität fest. Der Sprecher: "Die sollte man sich zu Nutzen machen."

Verständnis für die Arbeit des Jugendamts brachte Rademacher (Diakonie) auf: Es gebe durchaus Themen im Zusammenhang mit Misshandlungen, die noch intensiver bearbeitet werden müssten, so der Sprecher. Aber: "Ich will nicht in der Haut eines Jugendamtsleiters stecken, in dessen Bereich solche Dinge passieren." Mit der Fachlichkeit der Arbeit hätte das aber nichts zu tun. Die "Problemkinder", so Dr. Wolfgang Ettrich, Leiter des sozialpädagogischen Zentrums an der Klinik am Eichert, seien die Kinder bis drei Jahren: "Da musste man sich früher einbringen."

 

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