Garantie für Realschüler?

Veröffentlicht am 23.11.2010 in Landespolitik

FOTO: NWZ-Archiv/Giacinto Carlucci

ARND WOLETZ, Neue Württembergische Zeitung

Kreis Göppingen. Mit einer Unterschriftenliste will der SPD-Abgeordnete Peter Hofelich mehr Plätze an beruflichen Gymnasien durchsetzen. Die Schulleiter bestätigen den Zustrom, sehen sich aber an der Kapazitätsgrenze.

Im laufenden Schuljahr haben 177 zugangsberechtigte Schüler im Landkreis keinen Platz auf einem beruflichen Gymnasien erhalten. Diese Zahlen nennt der Göppinger SPD-Landtagsabgeordnete Peter Hofelich und bezieht sich auf Angaben, die er von der Landesregierung erhalten habe. Hofelich sieht in dem Abweisen von formal zugangsberechtigten Schülern einen Missstand. Die Gleichheit der Bildungschancen bleibe so völlig auf der Strecke. Außerdem werde damit ein Versprechen des Landes nicht eingehalten.

Die SPD im Land will deshalb ein Gesetz durchboxen, das allen zugangsberechtigten Realschülern einen Platz einem beruflichen Gymnasium sichert. Hofelich hat deshalb Unterschriftenlisten an die Schülermitveranwortung (SMV) der einzelnen Realschulen im Kreis geschickt und direkte Kontakte zu einzelnen Schülern geknüpft. Zusammen mit den Listen aus anderen Landkreisen sollen die Unterschriften dann Kultusministerin Marion Schick überreicht werden.

Der Sozialdemokrat erkennt zwar an, dass Realschüler auch auf andere Schulformen ausweichen können. Das bedeute aber den Verzicht auf die Allgemeine Hochschulreife. "Gerade in der jetzigen Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt ist es für die Realschüler und deren Eltern aber wichtig zu wissen, dass sie nach der Mittleren Reife das Abitur machen können. "Angesichts der vorliegenden Zahlen kann die Landesregierung nicht so tun, als gäbe es das Problem nicht, schimpft Hofelich. Die Unterschriften sollen die Ministerin "aus der Lethargie wecken".

Schulleiter an den beruflichen Gymnasien an der Öde bestätigen zwar den großen Bewerberdruck, haben aber unterschiedliche Auffassungen über die Schlussfolgerungen. Rolf Hespeler, Leiter des Ernährungswissenschaftlichen (EG) und des neuen Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums (SG) berichtet, dass am SG durchaus eine zweite Klasse möglich gewesen wäre. Ende Januar werde die Schule deshalb entscheiden, ob sie für das kommende Schuljahr einen Antrag auf eine zweite Klasse im neuen Jahrgang stellen wird. Es habe für die gut 30 Plätze an der in Göppingen neuen Schulart etwa 100 Bewerbungen gegeben. Die allermeisten hätten die Bedingungen auch erfüllt - in der Regel eine Durchschnitt von drei in den Hauptfächern. Längst nicht alle konnten aufgenommen werden. "Es gab nur für diese eine Klasse die Genehmigung." Alles andere wäre auch an den fehlenden Kapazitäten bei Lehrern und Räumen gescheitert, sagt Hespeler.

Ähnlich schildert die Situation auch Werner Faustmann, Leiter des Wirtschaftsgymnasiums (WG). "Wir würden gern mehr Schüler aufnehmen." Er sei mit der Ausstattung durch den Landkreis als Schulleiter durchaus zufrieden, betont Faustmann, wenn man die derzeit fünf Klassen pro Jahrgang am WG betrachte. Für weitere Klassen sieht er grundsätzlich Nachfrage, das aber wäre nur mit mehr Personal und mehr Räumen möglich. Faustmann und Hespeler halten den Anspruch auf einen Platz grundsätzlich für berechtigt. Allerdings weisen sie auch darauf hin, dass sich gerade schwächere Realschulabsolventen oft sehr schwer tun auf einem Gymnasium. Faustmann nennt die Auswahl anhand der Abschluss-Noten in den Hauptfächern ein "sinnvolles Kriterium".

Erwin Vanorek, stellvertretender Schulleiter am Technischen Gymnasium (TG) sieht in der Aufnahme von den Realschulen eigentlich gar "keine besondere Problematik". Das Aufnahmeverfahren sei im Landkreis und darüber hinaus abgestimmt, habe sich bewährt und funktioniere. Die Schüler würden aufgrund der Prioritätenliste ausgewählt und aufgenommen. "Wir verspüren diesen Druck nicht."

 

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