Vereinbarkeit von Beruf und Pflege

Veröffentlicht am 11.10.2010 in Kreistagsfraktion

RODERICH SCHMAUZ, Geislinger Zeitung

Kreis Göppingen. Die Gesellschaft altert, auch mit ihr die arbeitende Bevölkerung. Mit den Auswirkungen auf die Arbeitswelt befasste sich nun der Kreissozialausschuss.

In naher Zukunft wird der größere Teil der im Arbeitsleben Stehenden über 50 Jahre alt sein. Darauf machte Kreissozialamtsleiter Rudolf Dangelmayr jüngst in der Sitzung des Sozialausschusses aufmerksam. Neben der demografischen Entwicklung wird das auf 67 Jahre steigende gesetzliche Rentenalter den Trend beschleunigen.

Wenn Arbeitskräfte gesucht werden, gelte aber häufig immer noch als Anforderungsprofil: jung, dynamisch, flexibel. Hier sei dringend ein Umdenken nötig, mahnte Reinhard Matschi, Geschäftsführer des Jobcenters. Zumal in Bälde mit einem Facharbeitermangel zu rechnen sei, hätten ältere Arbeitnehmer jungen einiges voraus, vor allem Berufserfahrung und ihre meist hohe Identifikation mit ihrem Unternehmen. Stereotypen wie nachlassende Leistungsbereitschaft und häufigere Krankheit sind laut neuerer Studien falsch, stieß Dangelmayr ins selbe Horn. Es sei erwiesen, dass man mit bestimmten Trainingsprogrammen und Fortbildungen ältere Arbeitnehmer fit machen könne.

Deutschland steht aber erst am Anfang dieses Prozesses. Laut Dangelmayr sind unter der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen gegenwärtig nur 39 Prozent erwerbstätig - in Schweden hingegen 69 Prozent. Der Anteil der Älteren unter den Arbeitslosen ist im Kreis Göppingen relativ hoch. Das durchschnittliche Renteneintrittsalter stieg bereits von 62,3 Jahren im Jahr 2000 auf jetzt 63,2 Jahre.

Nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie tritt nun auch die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in den Vordergrund, sagte Dangelmayr. Zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt - drei von vier Pflegepersonen sind weiblich. Unter anderem mit bis zu zehn Arbeitstagen pro Jahr, die man freinehmen kann, und dem Recht auf Freistellung fördert der Gesetzgeber die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Pflege. Aus Dangelmayrs Sicht kommt zudem der Altersteilzeit als Brücke in den Ruhestand eine immer größere Bedeutung zu.

Auf Antrag der SPD thematisierte der Sozialausschuss diese Veränderungen in der Arbeitswelt. Susanne Widmaier (SPD) merkte an: "Die Arbeitsplätze müssen sich auch an die Menschen anpassen, nicht immer nur umgekehrt."

 

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