INTERVIEW mit dem SPD-Kreisvorsitzenden Sascha Binder: "Als Junger brauche ich alte Hasen"

Veröffentlicht am 24.04.2007 in Wahlen

Er ist 24 Jahre jung, noch Student - und schon Vorsitzender aller Sozialdemokraten im Kreis Göppingen. Mit Sascha Binder aus Geislingen sprach GZ-Redakteur Roderich Schmauz. Binder fand klare Worte. Nur bei der letzten Frage wich er aus.

Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet? Was haben Sie in den vergangenen Wochen dafür unternommen? Haben Sie sich bei allen Ortsvereinen vorgestellt?

SASCHA BINDER: Heide Kottmann und ich haben gemeinsam zehn Veranstaltungen besucht. Die Rückmeldungen waren mit wenigen Ausnahmen positiv. Ich habe viele persönliche Gespräche mit erfahrenen Parteimitgliedern geführt. Die Entscheidung des Kreisvorstandes gegen mich hat dazu geführt, dass ich noch konzentrierter war. Sicher war ich mir aber vorher nicht!

Hat die SPD im Kreis schon jemals einen so jungen Kreisvorsitzenden gehabt?

BINDER: Nach meinen Informationen nicht!

Wie wollen Sie sich nun gegen altgediente Sozialdemokraten durchsetzen?

BINDER: Es geht nicht darum, sich gegen altgediente Sozialdemokraten durchzusetzen. Es geht darum, gemeinsam die SPD nach vorne zu bringen. Dazu braucht man als junger Mensch vor allem die alten Hasen! Viele dieser alten Hasen haben mich bei der Wahl tatkräftig unterstützt!

Worauf führen Sie Ihren Wahlerfolg zurück, was können Sie besser als Frau Kottmann?

BINDER: Der SPD-Kreisverband hat mit seiner Wahl auch die Chance für einen Generationenwechsel gesehen. Ein wichtiges Anliegen ist mir auch, in der Person des Kreisvorsitzenden zu verankern, dass Organisation und politisch-inhaltliche Arbeit miteinander verbunden werden. Das möchte ich gerne den Parteimitgliedern vermitteln.

Müssen Sie jetzt erst mal wieder Gräben zuschütten? Hat Ihre Kandidatur Wunden hinterlassen? Hat sie die Partei in zwei Lager polarisiert?

BINDER: Wenn zwei Kandidaten zur Wahl antreten, entstehen anschließend immer Wunden. Eine tiefe Spaltung des Kreisverbandes kann ich aber nicht erkennen. Es ist nun meine Aufgabe, auf einzelne Enttäuschte zuzugehen und sie für die Zusammenarbeit wieder zu gewinnen.

Was machen Sie nun als Kreisvorsitzender anders und besser? Welches sind Ihre wichtigsten Ziele?

BINDER: Mir ist es gelungen, mit Susanne Widmaier und Brigitte Pullman zwei Stellvertreterinnen zu gewinnen, die gleichzeitig Mitglied der Kreistagsfraktion sind. Eine enge Vernetzung zwischen Fraktion und Partei liegt mir am Herzen.

Die innerparteiliche Diskussion möchte ich vorantreiben und den Kontakt zu gesellschaftlichen Gruppen im Landkreis aufnehmen. Die Gewerkschaften vor Ort spielen für mich dabei eine große Rolle!

Wo stehen Sie innerhalb der SPD - links, in der Mitte, rechts? Wie stehen Sie zur Linkspartei, in die ja viele Gewerkschafter abgewandert sind?

BINDER: Ich bin Mitglied der linken Volkspartei SPD. Die Linkspartei ist sicherlich ernst zu nehmen. Eines ist aber klar: Es ist die SPD, die Mindestlöhne durchsetzen kann und nicht die Linkspartei! Das liegt nicht etwa daran, dass sie zu schwach ist, sondern weil sie gar nicht in Regierungsverantwortung will. Ob dieses Verhalten einer Partei zur Ehrlichkeit der Politik beiträgt und Politikverdrossenheit mindert, muss jede Bürgerin und jeder Bürger selbst für sich entscheiden.

Dieses war der erste Streich, wann folgt der zweite? Wollen Sie nun auch Bundestagskandidat der SPD im Wahlkreis werden?

BINDER: Lieber Herr Schmauz, der erste Streich ist mit der Wahl nicht beendet. Die Arbeit fängt jetzt erst richtig an! Es geht darum, die Kreispartei in eine gute Ausgangsposition für das Wahljahr 2009 zu bringen! Dieser Verantwortung stelle ich mich. Alles andere obliegt der Entscheidung der Mitglieder des SPD-Kreisverbandes Göppingen!

 

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