Starke Nerven und Spaß an der Politik

Veröffentlicht am 12.05.2009 in Wahlen

Will in Göppingen etwas bewegen: Antje Grebner. FOTO: Andrea Maier

Antje Grebner vereinigt Hobby und Beruf

Die Hälfte der Menschheit ist weiblich. Um die deutlich unterrepräsentierten Frauen gerade im Wahljahr 2009 stärker ins Bewusstsein zu rücken, stellen wir in loser Reihenfolge politisch aktive Frauen vor.

ANDREA MAIER, Neue Württembergische Zeitung

Göppingen "Wir wissen beide, wer wann den Hut auf hat." Für Antje Grebner eine Selbstverständlichkeit. Für ihren Mann ebenso. Noch während beide in Mainz studierten - die heute 52-Jährige hatte Publizistik und Germanistik gewählt - kamen zwei der vier mittlerweile erwachsenen Kinder zur Welt. "Wir haben beide alles gemacht: Haushalt, Kinder, Studium", erinnert sie sich und schmunzelt: "Einer von uns hat immer die Nerven behalten."

Kaum nach Göppingen gezogen, schrieb die Publizistin für die NWZ, Gemeinderatsitzungen wurden ihre Spezialität. Anfang der Neunziger war klar, dass sie die Seiten wechseln muss, wenn sie sich einmischen will - und das wollte sie. Also weg von der Zeitung, rein in die Kommunalpolitik. "Politisch etwas zu bewegen, ist am ehesten in einer Partei möglich", erkannte sie schnell und trat der SPD bei. "Da hab" ich meine Ansichten am ehesten wieder gefunden", erklärt sie. So ist das bis heute. Gleich 1994 kandidierte sie für den Kreistag und 1999 für den Gemeinderat. Nicht einfach für eine, die neu ist in der Stadt. Sie unterstützte Frieder Birzele mit professioneller Öffentlichkeitsarbeit und leitete den Ortsverein. "Wenn ich was bewegen will, muss ich was tun". Eine klare Entscheidung. 1998 begleitete sie Witgar Weber im Wahlkampf-Team. Seit Jahren arbeitet sie für Walter Riester.

Nein, sie entspricht so gar nicht diesem Klischee der emanzipierten SPD-Frau. Viel zu selbstverständlich ist ihr das Miteinander von Männern und Frauen. Sie mag es nicht, auf "Frauenthemen" festgelegt zu werden, viel mehr liebt sie Haushalts- und Strukturpläne und besonders Verwaltungsgremien. "Das macht riesig Spaß, was ich bewirke, ist sofort sichtbar". Klar musste auch sie ihre Rolle in der Kommunalpolitik erst finden. Sie sieht sehr wohl die Unterschiede von weiblichem und männlichen Agieren: Anstatt sich mit Standpunktreden in Szene zu setzen, moderiere sie lieber, "um gemeinsam vorwärts zu kommen". Diese harmoniesuchende Einstellung machte ihr den Fraktionsvorsitz nicht leicht. Und doch hat sie dieses Amt vier Jahre lang engagiert ausgefüllt. "Jetzt erst recht", sagt sie sich, wenn"s schwierig wird und gibt Gas. Ihr zweites unbedingt gültiges Motto ist: "Immer auch die andere Seite sehen." Eine schwere Erkrankung hat ihr dann deutlich gemacht, dass sie Belastungen abbauen muss. Sie hat den Vorsitz abgegeben und sich wieder auf den "unschätzbaren Wert von Freundschaften" besonnen.

Dass die Kinder früher manchmal bei den Großeltern waren und abends auch mal auf sich selbst aufgepasst haben, sieht sie positiv: "Alle vier sind gut geraten" und längst ihre wertvollsten Ratgeber. Familie und Beruf sind für Antje Grebner aber nicht alles: sie bewegt hier und dort. Bei den Adelberger Freilichtspielen ebenso wie im Verein für Psychiatrieerfahrene, in der Ideenwerkstatt zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bei der Initiative für ein stationäres Hospiz, in einer AG zu Kinderarmut, beim Mentorentraining für die Einbindung Ehrenamtlicher - ja, und dann hat sie ihre Freundinnen. Mit denen bastelt und wandert sie "seit Ewigkeiten" und regelmäßig. Und dass sie das alles nicht trennt, sondern als Eines, als ihr Leben sieht, gibt ihr Kraft und immer wieder frischen Mut für das nächste "jetzt erst recht!"

 

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