INTERVIEW · SPD-BUNDESTAGSKANDIDAT SASCHA BINDER: "Das ist sicherlich eine Niederlage für die Jusos und auch für mich"

Veröffentlicht am 17.02.2009 in Wahlen

Sascha Binder: "Enttäuscht war ich sicher im ersten Moment." FOTO: son

Nach dem schlechten Abschneiden auf dem Listenparteitag der SPD: "Ich bin eher ein Angreifer und setze aufs Ganze"

Nur ein aussichtsloser Landeslistenplatz 30 sprang für den 25- jährigen SPD-Bundestagskandidaten Sascha Binder aus Geislingen beim Singener Parteitag heraus. Mit Binder sprach GZ-Redakteur Roderich Schmauz.

Geislinger Zeitung

Herr Binder, wie groß ist die Enttäuschung über Rang 30? Sie hatten doch mit einem sicheren Listenplatz viel weiter vorne geliebäugelt.

SASCHA BINDER: Enttäuscht war ich sicher im ersten Moment. Aber jetzt geht es nicht mehr um den Platz, jetzt geht es um Sieg, auch hier im Wahlkreis Göppingen. Dass das schwierig wird, ist mir klar. Es geht darum, hier zu mobilisieren, für die Erst-, aber auch für die Zweitstimme. Wir kämpfen dafür, dass die SPD am 27. September wieder ein starkes Mandat bekommt, um die Regierungszeit zu verlängern.

Zurück zum Parteitag: Ihr Handicap war es doch, dass Sie bereits auf der Vorschlagsliste des Landesvorstands nur auf Platz 30 standen. Sie hatten ja gehofft, als Juso-Spitzenkandidat eine bessere Ausgangsposition aushandeln zu können.

BINDER: Die Enttäuschung für uns Junge in der SPD war sicherlich da, weil wir auf eine personelle Erneuerung hin wollten, deshalb auch die Verhandlungen. Wir waren aber damit konfrontiert, dass sehr wenige bisherige Abgeordnete aufhören. Und die Situation der SPD nach den augenblicklichen Umfrageergebnissen tat ein Übriges, dass die Ellbogen stark ausgeprägt waren. Alle, die wieder kandieren, wollen natürlich möglichst auch wieder in den Bundestag einziehen. Damit bestand wenig Spielraum, auf der Landesliste nach vorne durchzustoßen. Das ist ein sehr bedauerliches Signal an all die jungen Leute, die sich bei uns in der Partei engagieren. Das ist sicherlich eine Niederlage für die Jusos und auch für mich.

Sie haben dann angegriffen, haben um Platz neun der Landesliste gegen den 65-jährigen Bundestagsabgeordneten Dr. Scheer kandidiert - offenbar nach der Devise: Jung gegen Alt.

BINDER: Die Devise war, dass es eine Änderung geben muss. Für jemand, der 28 Jahre im deutschen Bundestag sitzt und eigentlich alles erreicht hat in seinem Leben, der ohne Zweifel ein profilierter Politiker ist, auch für den kommt der Zeitpunkt, abzutreten, damit junge Menschen eine Chance erhalten.

Warum haben Sie es bei dem einen gescheiterten Versuch belassen, warum kandidierten Sie nicht auf weitere Plätze?

BINDER: Nach meiner Einschätzung hätte das wenig Sinn gemacht. Auf einem solchen Parteitag hat man einen Schuss frei - ich habe es um Platz neun versucht. Ich bin eher der Angreifer, eher nicht der Spieler im Mittelfeld oder der Verteidiger. Ich setze aufs Ganze. Ich habe leider verloren. Das muss man dann hinnehmen. Das Signal auf dem Parteitag für eine personelle Alternative und einen anderen Politikstil ist aber dennoch angekommen.

Sie sagten anfangs, jetzt spielen wir eben auf Sieg im Wahlkreis. Ihnen ist schon bewusst, dass nicht einmal ein Walter Riester mit seinem ganzen Renommee als Minister im Wahlkreis das Direktmandat geholt hat?

BINDER: Das ist mir natürlich bewusst. Ich bin aber auch ein ganz anderes Angebot als Walter Riester. Er war und ist ein großer Mann und erfolgreicher Politiker. Ich bin ein Angebot an junge Leute, an die, die sagen, in der Politik läuft so viel schief, wir wollen das mit einem personellen Wechsel ändern. Wir werden sehen, ob die Menschen im Landkreis einen Wechsel wollen.

Machen Sie sich also Hoffnungen, die junge Generation überhaupt an die Wahlurne zu holen?

BINDER: Das sehe ich als meine Aufgabe: Viele junge Menschen für die Bundestagswahl zu gewinnen und für die Demokratie zu begeistern.

 

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